Zum Inhalt springen

Die Rolle von Kunst- und Musiktherapie in der Traumabehandlung von Kindern und Jugendlichen – Ein Beitrag von Pädagogin Samira Langer-Lorenzani

Last updated on 29. Oktober 2024

Im Bereich der Traumapädagogik, Psychotraumatologie und Traumazentrierten Fachberatung arbeitet die Pädagogin Samira Langer-Lorenzani auch mit Kindern und Jugendlichen zusammen. In diesem Beitrag erklärt sie, warum die Arbeit mit Kunst und Musik einen positiven Effekt auf die Bewältigung traumatischer Erlebnisse ermöglicht.

Traumata können bei Kindern und Jugendlichen schwerwiegende Auswirkungen auch auf ihre Entwicklung haben, die sich in verschiedenen Verhaltensweisen und emotionalen Reaktionen zeigen können. Traditionelle Therapieformen, die stark auf verbaler Kommunikation basieren, sind möglicherweise nicht immer effektiv, insbesondere bei jungen Patienten, die Schwierigkeiten haben, ihre Gefühle in Worte zu fassen. Kunst- und Musiktherapie bieten alternative Wege, um traumatische Erfahrungen zu verarbeiten und die Heilung zu fördern.

Musiktherapie als ganzheitlicher Ansatz

Was genau ist Musiktherapie? Bei der Musiktherapie werden verschiedene Elemente wie Rhythmus, Melodie und Harmonie genutzt, um emotionale, kognitive, soziale und physische Bedürfnisse zu adressieren. In der Traumapädagogik findet sich die Musik als bewehrte Therapieform häufig wieder, was an verschiedenen Faktoren liegt.

Musik bietet eine nonverbale Form des Ausdrucks, die es Patienten ermöglicht, ihre Emotionen auszudrücken, ohne Worte finden zu müssen. Besonders Kinder und Jugendliche sind für diese Möglichkeit empfänglich. Gefühle können dabei auf unterschiedliche Art und Weise ausgedrückt werden, z.B. durch das Spielen eines Instruments oder Singen.

Musik hilft gleichzeitig dabei, die Entspannung zu fördern und Stress abzubauen. Bei einer traumatischen Erfahrung in der Kindheit oder Jugendzeit ist es wichtig, den Betroffenen eine Methode zur Stressbewältigung mit auf ihren Weg zu geben, mit deren Hilfe sie sich zu jeder Zeit einen sogenannten Safe-Space schaffen können.

In der Traumapädagogik arbeiten wir mit Kindern und Jugendlichen auch daran, soziale Fähigkeiten zu verbessern und oft auch das Vertrauen in andere Menschen wiederherzustellen. Musik kann eine sehr private Sache sein, aber auch etwas sehr Soziales. Wir können gemeinsam Musik hören oder sogar machen und arbeiten so an sozialen Interaktionen.

Das kindliche Spielen in der Musiktherapie

Besonders bei jüngeren Kindern spielt das freie Spiel eine wichtige Rolle in der Musiktherapie. Kinder nutzen Instrumente nicht nur zum Musizieren, sondern auch zum Ausdruck ihrer Fantasie und zur Darstellung von Geschichten und Themen. Dabei können sie sich kreativ entfalten und ihre inneren Erlebnisse auf nonverbale Weise zum Ausdruck bringen. Das Spiel in der Musiktherapie ermöglicht den Kindern, sich frei zu entfalten und ihre eigenen Ausdrucksformen zu finden, ohne sich an vorgegebenen Strukturen orientieren zu müssen.

Kunsttherapie als kreativer Ausdruck

Ähnlich wie die Musiktherapie ermöglicht auch die Kunsttherapie einen kreativen Ausdruck von inneren Erlebnissen und Gefühlen. Durch das Gestalten von Bildern und Skulpturen können Kinder und Jugendliche ihre traumatischen Erfahrungen verarbeiten und neue Perspektiven entwickeln. Die Kunsttherapie bietet einen sicheren Raum, in dem die Patienten frei experimentieren und ihre eigenen Ausdrucksformen finden können, ohne sich an bestimmten künstlerischen Standards messen zu müssen. Der kreative Prozess steht im Vordergrund, nicht das Ergebnis.

Wie auch bei der Musiktherapie kann die Kunst einen Safe-Space darstellen und ein Mittel zur nonverbalen Kommunikation sein.

Die Bedeutung der Beziehungsgestaltung

In allen Formen der kreativen Therapie spielt die therapeutische Beziehung eine zentrale Rolle. Durch einen einfühlsamen und respektvollen Umgang können Berater und Therapeuten eine vertrauensvolle Atmosphäre schaffen, in der die Patienten sich sicher fühlen und offen über ihre Erfahrungen sprechen können. Die Betreuer und Therapeuten fungieren als unterstützende Begleiter, die den Patienten dabei helfen, ihre eigenen Ressourcen zu entdecken und neue Bewältigungsstrategien zu entwickeln.

Kunst- und Musiktherapie bieten vielfältige Möglichkeiten, um Kinder und Jugendliche bei der Verarbeitung von Traumata zu unterstützen. Durch kreative Ausdrucksformen können sie ihre inneren Erlebnisse auf nonverbale Weise zum Ausdruck bringen und neue Perspektiven entwickeln. Die Therapieformen ermöglichen es den Patienten, sich frei zu entfalten und ihre eigenen Ressourcen zu entdecken, um die Heilung zu fördern und ihre Lebensqualität zu verbessern.

Musik und Kunst finden sich in so vielen Bereichen unseres Lebens wieder. Wir hören Musik auf Feiern, im Auto, beim Putzen, beim Sport. Wir konsumieren Kunst in verschiedenen Formen in den sozialen Medien, in Museen, auf der Straße, in der Schule. Warum sollten Kunst und Musik uns dann nicht auch in den schwierigen Zeiten unseres Lebens begleiten und uns sogar dabei helfen, wieder herauszufinden?


Weitere Beiträge von Samira Langer-Lorenzani

Weitere Profile von Samira Langer-Lorenzani