Last updated on 13. Juni 2022
Europa fährt länderübergreifend das Engagement für Windenergie nach oben. Dennoch stellen organisatorische, rechtliche und auch technische Hürden die Versorgung mit Windkraft vor einige Probleme.
Um den Ausbau der Windenergie kommt Deutschland nicht herum. Seit den neunziger Jahren wird der Ausbau von Anlagen verstärkt vorangetrieben, so dass deutsche Hersteller heute zur Weltspitze in diesem Bereich zählen. Windkraftanlagen stehen allerdings auch immer wieder in der Kritik: Neben der Lärmbelästigung für Anwohner und die häufig als Verunstaltung der Natur empfundenen Anlagen sorgt vor allem die Bedrohung für Vögel für Einwände gegen diese Form der Energieerzeugung. Entsprechend wird auch über ausreichenden Abstand von Windenergieanlagen zu Wohnhäusern heftig diskutiert. Fest steht, dass mit den gegenwärtigen Abstandsregelungen, die von den jeweiligen Bundesländern bestimmt werden, eine Energiewende nicht realisiert werden kann. So hat Brandenburg den notwendigen Abstand mit 1.000 Metern definiert, was mögliche Standorte für Windräder schon stark einschränkt. Auch angesichts der Bedrohung für Vögel gilt es, den Standort von Windkraftanlagen sorgfältig abzuwägen und gegebenenfalls in Kooperation mit Naturschutzvereinen eine für alle Seiten annehmbare Lösung zu finden.
Große Hürden bei Windanlagen auf dem Festland
Bringt man all diese Faktoren in die Planung ein, kommen nur bestimmte Standorte für Windkraftanlagen in Deutschland überhaupt in Frage, und eine flächendeckende Versorgung mit Anlagen ist kaum vorstellbar. Eine mögliche Lösung bilden Offshore-Windparks, die abseits bewohnter Gebiete erbaut werden können. Eine Chance, die auch von der Politik erkannt wird. So wollen die Nordsee-Anrainerstaaten bis 2030 die Energie aus Windkraft vervierfachen und setzten dabei vor allem auf Anlagen im Küstenvorfeld. Bis 2050 sollen dann 300 Gigawatt erzeugt werden, was wiederum dem Zwanzigfachen der gegenwärtigen Menge entspricht. Durch die Offshore-Windkraft soll zudem auch grüner Wasserstoff erzeugt werden, um so die klimaneutrale Energiewirtschaft auch abseits der Windkraft zu etablieren.
Christoph Golasch: Gemeinsame Kraftwerke fördern Zusammenhalt
Das alles sind ehrgeizige Ziele, die nur im Rahmen einer länderübergreifenden Kooperation erreicht werden können. Deshalb arbeitet Deutschland bei der Realisierung eigener Projekte eng mit Dänemark, Belgien und den Niederlanden zusammen. Ziel ist es, in Zukunft die Nordsee als grünes Kraftwerk Europas zu etablieren. „Energieinseln“ sollen dabei Windparks mit Stromnetzen verbinden und an mehrere Mitgliedsstaaten gekoppelt sein. Bei den geplanten Offshore-Windparks handelt es sich um die ersten länderübergreifend genutzten Kraftwerke in Europa. Neben der wirtschaftlichen Effizienz steht die Kooperation auch symbolisch für ein über Landesgrenzen hinweg zusammenwachsendes und gemeinsam arbeitendes Europa.
Um mehr Tempo bei der Energiewende zu machen, sollten die bürokratischen Hürden für solche Großprojekte allerdings so minimal wie möglich bleiben. Auch sollte die staatliche Unterstützung größerer Bauprojekte hochgefahren werden, um Anreize für die Energiewende auch in die freie Wirtschaft zu tragen. So haben fünf Verbände der Offshore-Energiebranche in einem gemeinsamen Brief an Wirtschaftsminister Habeck mehr staatliche Unterstützung gefordert. Sie geben in diesem Rahmen auch zu bedenken, dass die Werften und Häfen auch bei dieser Entwicklung mitgenommen werden. Um die Nordsee tatsächlich als grünes Kraftwerk Europas zu etablieren, müssen große Hürden überwunden werden. Dass sich Politik und Wirtschaft darum bemühen, bei der Energiewende Tempo zu machen, ist lobenswert. Dennoch bleiben die angestrebten Ziele ehrgeizig. Es bleibt zu sehen, wie schnell und effizient die Energieziele der Länder erreicht werden können.
Über Christoph Golasch
Christoph Golasch ist Experte für internationale Projektentwicklung und Finanzierungsvermittler für erneuerbare Energien und nachhaltige Immobilien. Als Mitglied des Verwaltungsrats der Pixton AG ist Christoph Golasch daran beteiligt, Projektfinanzierung für international tätige Unternehmen zu realisieren, darunter mehrere Windparks im europäischen Ausland.
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