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Was die sinkenden Immobilienpreise für die Branche bedeuten

Zum ersten Mal seit zwölf Jahren sinken die Immobilienpreise in Deutschland. Insbesondere in Metropolen beobachten Branchenexperten Preisrückgänge bei Wohnraum. Was sich auf den ersten Blick wie eine positive Nachricht ausnimmt, könnte bei näherer Betrachtung zum handfesten Problem werden, das über die Branche weit hinausreicht.

Die Situation ist ungewohnt, kommt aber nicht völlig überraschend daher. Denn Gründe für die jüngste Entwicklung gibt es eine ganze Reihe. Die meisten Beobachter sehen in den drastisch gestiegenen Bauzinsen den zentralen Faktor hinter den jüngsten Entwicklungen auf dem Immobilienmarkt. Schließlich haben sich diese allein in der ersten Jahreshälfte mehr als verdreifacht.  Denn Käufer, denen ein Kredit noch vor kurzem finanzierbar gewesen ist, können sich in den unruhigen und wirtschaftlich problematischen Zeichen plötzlich kein Eigenheim mehr leisten.

Darüber hinaus sind eigene Immobilien angesichts der wirtschaftlichen und energiepolitischen Lage so teuer, dass der Kauf von eigenem Wohnraum für viele Haushalte von vorneherein ausgeschlossen bleibt. Als Folge davon dürfte neben den Preisen auch die Nachfrage weiter in den Keller wandern. Bereits im Vergleich zu 2021 haben sich die Wohnungsangebote um ein knappes Drittel erhöht.

Erinnerungen an die Finanzkrise von 2008

Augenblicklich ist die Stimmung bei deutschen Immobilienunternehmen noch schlechter als während der Corona-Pandemie. Allerdings ist das Problem nicht auf Deutschland beschränkt. Insbesondere in den USA, wo eine variable Finanzierung die Regel ist, dazu die Lage schnell dazu führen, dass zahlreiche Immobilienkredite nicht mehr bezahlt werden können. Im Extremfall droht ein Crash.

Ein Szenario, das die Finanzkrise von 2008 ins Gedächtnis ruft. Diese ging im Kern darauf zurück, dass in den USA viele Kredite ohne ausreichende Sicherheiten vergeben worden waren. Diese faulen Kredite erzeugten letztlich eine Immobilienblase, die in jenem Moment platzte, als die US-Notenbank den Leitzins anhob und als direkte Folge viele Kreditnehmer nicht mehr zahlungsfähig gewesen sind.

Was die weitere Entwicklung bringen könnte

Ein weiterer Immobilien-Crash als Worst-Case-Szenario kann, muss aber nicht eintreten. Dass hier keine Blase platzt, liegt ebenfalls an den hohen Baukosten. Denn durch die gestiegenen Preise für Wohnraum dürften in der Folge generell weniger Neubauten oder Sanierungen in Angriff genommen werden. Und das wiederum sorgt für ein knapperes Angebot und stabilere Preise. Allerdings ist angesichts der gegenwärtigen Lage kaum realistisch einzuschätzen, wie sich die Immobiliensituation im Land entwickelt.

Um die turbulente Entwicklung zu beruhigen, sollten deshalb Projektplanung und Stadtentwicklung mit innovativen Konzepten zu Nachverdichtung und Wohnraumnutzung vorangehen. Denn nur, wenn sich ausreichend Haushalte überhaupt dafür entscheiden können, eine eigene Immobilie zu finanzieren, kann von einem gesunden Immobilienmarkt die Rede sein.

 

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