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Warum Videostreaming immer wichtiger wird – Ein Interview mit Régis Werlé

Last updated on 25. Januar 2024

Die im Dezember 2022 veröffentlichten Ergebnisse der Studie The Global Media Landscape – What Does The Future Hold? von YouGov, einem renommierten britischen Markt- und Meinungsforschungsinstitut, zeigen repräsentativ die Auswirkungen der diversen Krisen und Konflikte des Jahres auf den Medienkonsum.

Von der deutlichen Abschwächung der weltweiten Corona-Pandemie, der Inflation und einer in diversen Ländern drohenden Rezession, der stark angestiegenen Energie- und Lebenserhaltungskosten oder dem Angriffskrieg der russischen Führung auf die Ukraine ist 2022 viel geschehen. Die regelmäßig durchgeführte Studie zeigt dabei nicht nur die Veränderungen des vergangenen Jahres auf, sondern deutet auch mögliche Veränderungen im Mediennutzungsverhalten der Menschen an.

Andere aktuelle Umfragen haben in den vergangenen Monaten gezeigt, dass gerade das Video-Streaming in den Wohnzimmern Deutschlands immer wichtiger geworden ist. Das gilt für den Einzelkonsum einzelner Individuen, ganz besonders aber für Videostreaming als gemeinsames soziales Event in der Familie oder dem Freundeskreis.

Das Team von Hajo Springmann hat sich daher mit Régis Werlé getroffen, einem erfahrenen Experten und „digitalen Pionier“ in Sachen Streamingdienste, Mediennutzung und vor allem Videostreaming. Régis Werlé, ursprünglich aus Frankreich stammend, ist seit 2008 der Geschäftsführer der Düsseldorfer Alchimie GmbH, vor allem bekannt für den SVoD-Streamingdienst Watch it! TV. Mit uns hat er über die Bedeutung von Videostreaming heute und in der nahen Zukunft geredet.

 


Herr Régis Werlé, herzlich willkommen und vielen Dank dafür, dass sie uns ihre Zeit für ein Interview zur Verfügung stellen. Können sie sich unserer Leserschaft vielleicht einmal kurz vorstellen?

Régis Werlé: Seien sie gegrüßt. Ich habe für ihre Einladung zu danken, denn ich freue mich eigentlich immer darüber über ein Thema reden zu können, welches mir nicht nur professionell, sondern auch privat sehr am Herzen liegt. Und um auf ihre Frage zu kommen: Gerne. Ich bin Régis Werlé, in Frankreich geboren und seit über 14 Jahren Geschäftsführer der Alchimie GmbH aus dem faszinierenden Düsseldorf. In der Vergangenheit habe ich zudem das Düsseldorfer Management Forum gegründet und unterstütze diverse Unternehmen auch als Coach und Berater in Managementfragen.

Als CEO der Alchimie GmbH sind sie unter anderem für den Betrieb der Subscription-Video-on-Demand-Plattform Watch it! TV zuständig. Wie beurteilen sie die Entwicklung von Videostreaming im vergangenen Jahr und mögliche Entwicklungen in 2023 und der näheren Zukunft, Herr Werlé?

Régis Werlé: Ich begrüße es natürlich sehr, sowohl privat als auch in meiner Funktion als Geschäftsführer, dass Videostreaming grundsätzlich einen immer größeren Stellenwert im Leben der Menschen einnimmt, besonders im sozialen Kontext. Videostreaming, ob VoD im Allgemeinen oder eben SVoD-Portale wie das unsere ist im Alltag endgültig angekommen, ob nun im Deutschland, Europa oder weltweit.

Herr Régis Werlé, woran genau machen sie diese Entwicklung denn fest?

Régis Werlé: Dafür existieren einige recht deutliche Anzeichen. Nicht wenige repräsentative Umfragen aus der letzten Zeit zeigen klar, dass vor allem gemeinsames Videostreaming, also der gemeinschaftliche Konsum von gestreamten Serien und Filmen, in Deutschland immer positiver wahrgenommen und damit auch immer wichtiger wird.

2021 lag der Anteil der Menschen in diesem Land, welche regelmäßig mit der Familie oder im Freundeskreis Videostreaming gemeinsam nutzen, bei etwa 68 Prozent – 2022 ist dieser Wert bereits auf drei Viertel aller befragten Personen gestiegen. Daneben gibt es natürlich auch die Daten und Viewzahlen der großen Vertreter der Videostreaming-Branche, also eben auch der Alchimie GmbH. Unsere gewonnenen Werte können diese Beobachtung definitiv bestätigen und unterstreichen.

Lässt sich diese Entwicklung in puncto Videostreaming beziehungsweise das gemeinsame Ansehen solcher Inhalte denn in allen Alters- und Zielgruppen gleichmäßig beobachten, Herr Werlé?

Régis Werlé: Diesen Trend hin zu häufigerem und längerem Streaming von Videoinhalten stellen wir in der Tat, natürlich in unterschiedlichen Ausprägungen, in allen relevanten Gruppen fest. Doch besonders bei den jüngeren Menschen im Alter zwischen 16 und 29 Jahren ist der Anteil mit 83 Prozent signifikant hoch.

Gerade die Jüngeren schauen sich Serien, Filme oder Dokumentationen auf Videostreaming-Plattformen also deutlich lieber mit ihren Partnern, Geschwistern, Eltern oder guten Freunden an, als dabei allein vor dem TV, dem Tablet oder dem Monitor zu sitzen. Diese Entwicklung wird sich 2023 meiner Meinung nach auch so fortsetzen.

Herr Régis Werlé, die aktuelle YouGov-Studie erwähnt allerdings auch Befürchtungen, nach denen die Zahl der Abonnements im Bereich Videostreaming in Deutschland im kommenden Jahr wieder sinken könnte. Können sie diese nachvollziehen?

Régis Werlé: Nachvollziehen beziehungsweise nachfühlen kann ich diese Veränderung der in Bezug auf Videostreaming sonst eher optimistischen Stimmung auf jeden Fall. Inflation, drohende Rezession, in nahezu allen Ebenen des Lebens steigende Kosten, immer höhere Preise für Lebensmittel oder auch Unterhaltungsangebote – 2022 war für die Menschen in Deutschland kein einfaches Jahr, im Gegenteil. Da liegt es natürlich auch irgendwie nahe, so bedauerlich das auch sein mag, dass Menschen mit dem Gedanken spielen, die Zahl ihrer Abos für Videostreaming-Anbieter zu verringern oder gar, zumindest für einen Zeitraum, ganz einzustellen.

Ich bleibe da allerdings, auch aufgrund meiner mehr als 25-jährigen Erfahrung im Management-Sektor, trotzdem eher pragmatisch und vorsichtig optimistisch. Gerade in Krisenzeiten sehnen sich viele Menschen einfach nach Abwechslung und auch einfach nur Ablenkung von den bekannten oder auch recht neuen Problemen und Krisen des persönlichen Alltags und der Welt, in der wir leben. Videostreaming und die damit angesehenen Filme, Serien oder auch Dokumentationen bieten dabei nicht nur die Möglichkeit des Eskapismus für einige Stunden, sondern fördern wie schon erwähnt eben auch den sozialen Zusammenhalt zwischen Freunden und Familienmitgliedern.

Ich kann ihnen leider nicht sagen, was für ein Ort die Welt in einem oder zwei Jahren sein wird, aber ich bin mir äußerst sicher, dass der Wunsch der Menschen hier nach einer gemeinsamen, unterhaltsamen Zeit eher noch deutlich wachsen wird. Daher blicke ich auch als Geschäftsführer der Alchimie GmbH am Ende des Tages optimistisch in die Zukunft.

Herr Régis Werlé, vielen Dank für diese aufbauenden Worte und das Interview. Wir wünschen ihnen und ihrem gesamten Team eine erfolgreiche Zukunft.


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