Das Undenkbare ist im Jahr 2021 geschehen: Nach Jahrzehnten unangefochtener Spitzenposition muss sich Google nun mit Platz zwei der Websites mit dem meisten Traffic begnügen. Auf Platz eins sprang die Videoplattform TikTok, die noch im Jahr zuvor auf Platz sieben rangierte. Für das Onlinemarketing bedeutet das eine weitere Verschiebung bei den Werbekanälen hin zum Bewegtbild.
Laut des jährlichen Rankings des Contentservice-Spezialisten Cloudflare hat sich TikTok in Rekordzeit an die Spitze gekämpft. Das ist die Rangfolge für 2021:
- TikTok.com
- Google.com
- Facebook.com
- Microsoft.com
- Apple.com
- Amazon.com
- Netflix.com
- YouTube.com
- Twitter.com
- WhatsApp.com
Siegeszug von TikTok war abzusehen
Bereits früh im Jahr machte die Videoplattform durch vereinzelte Sprünge bei den Abrufzahlen von sich reden. So übertraf TikTok im Februar 2021 Google einen Tag lang. Im März folgte eine Phase, in der TikTop über mehrere Tage hinweg höhere Abrufzahlen als der Platzhirsch vorweisen konnte. Stabilisiert hat sich die Lage dann am 10. August 2021. Ab diesem Tag lag TikTok fast an jedem Tag vor Google.
Für langfristige Marketingpläne stellt sich damit allerdings die Frage: Handelt es sich um einen vorübergehenden Ausbruch, der auf Sondereffekte zurückgeht, oder übernimmt TikTok nun permanent die Führung? Ein näherer Blick auf die TikTok-Zahlen lässt die zweite Alternative als wahrscheinlicher erscheinen.
Sagenhafter Aufstieg der Unterhaltungs- und Spaßplattform
Nachdem TikTok im September 2021 die Schallmauer bei einer Milliarde Usern nach oben durchbrochen hatte, blicken Analysten und Marketeers nun gebannt auf die nächste Wegmarke. Zahlreiche Beobachter gehen davon aus, dass TikTok noch 2022 über 1,5 Milliarden aktive Anwender aufweisen wird.
Wachstumszahlen dieses Kalibers waren zuletzt bei Facebook zu beobachten. Damit dürfte sich TikTok auf Dauer einen Platz an der Spitze gesichert haben. Ober der nun 1 lautet oder sich in den Top 3 bewegt, wird die Zukunft zeigen.
Interessant ist in diesem Zusammenhang der Bedeutungsverlust bei Instagram. Im Cloudflare-Ranking von 2021 ist die Lifestyle- und Influencer-Plattform nicht mehr unter den Top 10 vorzufinden, während sie 2020 noch auf Platz 9 rangierte.
Corona als Gamechanger?
Seit dem Start im September 2016 hat TikTok ein phänomenales Wachstum vorgelegt. Der Sprung über die Eine-Milliarde-User-Marke in nur vier Jahren scheint nur ein erster Meilenstein zu sein.
Alleine 2020 gewann TikTok rund 300 Millionen neue Anwender hinzu. Doch gerade dieses überdurchschnittliche Wachstum wirft Fragen auf, denn es erfolgte im ersten Pandemie-Jahr. Ob sich die unter dem Eindruck von Lockdown und Kontakteinschränkungen angestoßene Entwicklung auch auf die postpandemische Zeit übertragen lässt, erscheint vielen Marktbeobachtern als fraglich.
Sicher scheint zu sein, dass sich die Wachstumskurve nach Corona wieder abflachen wird. Offen bleibt die Frage, ob sich die alten Favoriten wie Google, Facebook & Co. wieder an die Spitze der Bewegung setzen werden, wenn sich die Lebensumstände normalisieren. Ist das der Fall, dürfte auch ein Rückgang bei den TikTok-Userzahlen keine abwegige Annahme darstellen.
Den großen Mitbewerbern ist der Siegeszug von TikTok nicht entgangen. Mehrere von ihnen planen konkurrierende Angebote oder haben eigene Lösungen bereits auf den Weg gebracht. So präsentierte Instagram jüngst das Kurzvideo-Angebot Reels. YouTube kontert mit seinem Service Shorts.
Und dann ist da noch immer Facebook mit seinen rund 3,5 Milliarden aktiven Nutzern. Sollte die Mutter aller Social Media Plattformen einen Kurzvideodienst auflegen, könnten für TikTok schwere Zeiten anbrechen.
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